Daten aus randomisiert-kontrollierten Studien und deren Meta-Analysen zeigen klar, dass LISA (less invasive surfactant administration) das Outcome sehr unreifer Frühgeborener verbessern kann. Doch diese Daten stammen aus streng kontrollierten Studienbedingungen. Ob und inwieweit sie auch für die tägliche Routine gelten, haben daher Kristina Langhammer und Kollegen in einer multizentrischen, observationellen Querschnittsstudie auf den Prüfstand gestellt. Die Untersuchung stützt sich auf Daten von 449 Frühgeborenen mit sehr niedrigem Geburtsgewicht (VLBW), die im Rahmen der Health Services Research in Neonatal Care Units (HSR-NICU)-Studie von Mai bis Oktober 2013 in 66 neonatologischen Intensivstationen in Deutschland erfasst wurden und die innerhalb der ersten zwei Lebensstunden Surfactant entweder mit LISA oder konventionell (Kontrollgruppe) erhalten hatten.
Die beiden Gruppen wurden nach folgenden Kriterien gematcht:
Insgesamt lagen vollständige Daten zu sämtlichen Vergleichskriterien für 407 Kinder vor, unter denen 148 adäquat vergleichbare Matching-Paare gebildet werden konnten. Der Surfactantbedarf unterschied sich in beiden Gruppen nicht. Erwartungsgemäß war in der Kontrollgruppe die Rate mechanischer Beatmung signifikant höher, außerdem benötigten sie länger zusätzlichen Sauerstoff als die Kinder der LISA-Gruppe und entwickelten seltener eine bronchopulmonale Dysplasie (BPD). Ähnlich wie in den randomisierten Studien traten bei ihnen weniger schwerwiegende Komplikationen wie schwere intraventrikuläre Hämorrhagien oder interventionsbedürftige Frühgeborenen-Retinopathien auf. Darüber hinaus kamen LISA-Kinder während des Krankenhausaufenthaltes nicht nur mit weniger systemischen Steroiden aus, sondern hatten auch eine hoch-signifikant niedrigeren Verbrauch an Analgetika und Sedativa.
Letzteres ist vor allem auch vor dem Hintergrund bedeutsam, dass Analgetika und Sedativa den Blutdruck senken und auf diese Weise die Gehirndurchblutung beeinträchtigen können. Hinzu kommen potenzielle neurotoxische Effekte, die mit der frühkindlichen Hirnentwicklung interferieren. Daher – so die Autoren – könnte der niedrige Bedarf an diesen Substanzen nach LISA-Therapie zu den günstigen Effekten dieser Behandlungsmodalität beitragen. Ob das LISA-Verfahren die Kinder tatsächlich weniger schmerzhaften und stressbelasteten Situationen aussetzt oder ob der niedrigere Analgetika- und Sedativa-Bedarf (auch) auf anderen Faktoren beruht, müssen zukünftige Studien klären.
Referenz: Langhammer K, Roth B, Kribs A et al. Treatment and outcome data of very low birth weight infants treated with less invasive surfactant administration in comparison to intubation and mechanical ventilation in the clinical setting of a cross-sectional observational multicenter study. Eur J Pediatr 2018; 177: 1207–17