Die Behandlung mit Surfactant ist bei der Therapie des Atemnotsyndroms (RDS) ein etablierter Therapiepfeiler. In einem Review zu diesem Thema fassen Niemarkt und Kollegen aktuelle Studiendaten, die Empfehlungen zum Einsatz von Surfactant und zukünftige Entwicklungen zusammen. Aufgrund von Vergleichsstudien gilt derzeit die Empfehlung, Surfactant bei Frühgeborenen als frühe Rescue Therapie einzusetzen, nachdem sie mittels CPAP-Beatmung stabilisiert wurden. Idealerweise wird Surfactant innerhalb von zwei bis drei Stunden nach Geburt eingesetzt, wobei die Dosis der ersten Gabe entscheidend ist. Bei Vorliegen eines RDS kann gemäß Leitlinien auch eine weitere Dosis verabreicht werden, Mehrfachdosen werden derzeit nicht empfohlen.
Wissenschaftlich interessant ist die Kombination der kausalen Therapie einer Surfactant-Applikation mit der wirksamen symptomatischen Therapie des RDS durch CPAP. Neben der etablierten INSURE (Intubate – Surfactant – Extubate)-Methode sind derzeit verschiedene weniger invasive Techniken in der Erprobung. Dies sind beispielsweise die Verwendung von kleinen Kathetern statt eines Endotrachealtubus, die Verabreichung über eine Larynx-Maske (LMA) oder die Vernebelung von Surfactant. Aktuelle Forschungen befassen sich mit der frühzeitigen Identifikation von Frühgeborenen, die ein Surfactant benötigen, der prophylaktischen Gabe von Surfactant mittels LISA bei Extremfrühgeborenen und der optimalen Applikationsmethode.
Referenz
Niemarkt HJ et al: Surfactant for Respiratory Distress Syndrome: New Ideas on a Familiar Drug with Innovative Applications. Neonatalogy 2017; 111:408-414.