Dass die Gabe von Kortikoiden bei drohender Frühgeburt einen Vorteil für Frühgeborene haben kann, ist vielfach beschrieben. Für Frühgeborene mit einem Gestationsalter von 24 SSW und jünger gibt es bis dato aber keine eindeutige Empfehlung, da der klinische Nutzen nicht klar belegt ist. Die kürzlich aktualisierten Leitlinien des Royal College of Obstetricians and Gynecologists, das Konsensus Statement des American College of Obstetricians and Gynecologists und die Guidelines of New Zealand-Australia schlagen eine antenatale Kortikoidgabe (ACS) ab der 23. SSW bei sorgfältiger Abwägung von Risiken und Vorteilen vor.
Ein Großteil der Schwangeren mit erhöhtem Risiko für eine Frühgeburt erhält häufig jedoch keinen vollständigen Glukorkoidzyklus. Daher schaute sich eine Arbeitsgruppe aus Korea die eigenen Daten der antenatalen Steroidtherapie hinsichtlich des kurz- und langfristigen Outcomes an.
In einer retrospektiven Analyse wurden 147 Frühgeborene, die zwischen der 21. und 23. SSW geboren wurden, drei Gruppen zugeordnet: Eine präpartale Steroidtherapie war entweder gar nicht (n=53), partiell (n=44) oder vollständig erfolgt (n=50). In Abhängigkeit davon wurden die neonatale Mortalität (in den ersten 28 Tagen postpartum), neonatale Morbidität (RDS, IVH Grad ≥3, BPD, ROP, PDA, PVL, NEC, Sepsis) und die langfristige neurologische Entwicklung (im Alter von 18 bis 22 Monaten) betrachtet.
Es zeigte sich, dass die neonatale Mortalität signifikant geringer war, sofern antenatal Steroide eingesetzt worden waren. Dabei spielte es keine Rolle, ob der Therapiezyklus partiell oder vollständig gewesen war. Die Inzidenzen für RDS, BPD, PVL, NEC Grad ≥ 2, ROP ≥ Grad 3 und neonatale Sepsis unterschieden sich in den drei Gruppen nicht signifikant. Allerdings, Frühgeborene mit kompletter Therapie hatten eine statistisch signifikant geringere IVH Grad ≥ 3-Inzidenz (p = 0.003). Keine signifikanten Unterschiede in den drei Gruppen gab es hingegen in Bezug auf die langfristige neurologische Entwicklung der Überlebenden.
Damit scheint die antenatale Kortikoidgabe bei drohender Frühgeburt zwischen der 21. und 23. SSW die neonatale Mortalität und die IVH Grad ≥ 3-Inzidenz signifikant zu reduzieren, insbesondere bei einem vollständigen Therapiezyklus.
Referenz:
Kim SM et al. Short- and long- term neonatal outcomes according to differential exposure to antenatal corticosteroid therapy in preterm births prior to 24 weeks of gestation. PLoS ONE 2018, 13 (6): e0198471. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0198471