In Rahmen einer Studie wurde erstmals an insgesamt 26 neonatologischen Intensivstationen in Kanada, Australien und Neuseeland entweder ein Family-Integrated-Care-(FICare-)Programm (14 Einheiten) oder die Standardversorgung (12 Einheiten) umgesetzt. Die Gruppen umfassten 895 beziehungsweise 891 Frühgeborene, die in der 33. Schwangerschaftswoche oder früher geboren wurden.
Eltern im Familienpflegeprogramm kümmerten sich an fünf Tagen/Woche mindestens für sechs Stunden am Tag um den Säugling. Zu den Aufgaben der Eltern gehörten
Baden, Füttern, Ankleiden, Windelwechseln, orale Medikamentengabe und Temperaturmessung. Sie wurden zudem ermutigt, an klinischen Entscheidungen und Visiten teilzunehmen und das Wachstum sowie den Fortschritt ihres Kindes zu erfassen. Die Eltern wurden darüber hinaus über therapeutische Maßnahmen informiert, zum Beispiel die Anpassung des Sauerstoffgehalts. Darüberhinaus nahmen die Eltern mindestens drei Wochen lang an begleitenden Fortbildungsveranstaltungen teil. Eltern dieser Gruppe erhielten zudem eine psychologische Unterstützung.
Im Ergebnis hatten die Säuglinge in der FICare-Gruppe bereits nach 21 Tagen mehr Gewicht zugenommen, bei einem signifikant höheren durchschnittlichen täglichen Gewichtszuwachs (26,7 Gramm versus 24,8 Gramm) verglichen mit den Frühgeborenen in der Standardpflegegruppe. Die Eltern in der FICare-Gruppe wiesen im Vergleich zur Standardpflegegruppe niedrigere Stress- und Angstwerte auf. Ins Familienpflegeprogramm eingebundene Mütter waren häufiger zum Stillen bereit (70 % vs. 63 % bei Standardpflege). Keine Unterschiede gab es in Bezug auf die Mortalität, die Dauer der Sauerstofftherapie oder des Krankenhausaufenthaltes der Neugeborenen.
Nach Ansichten der Autoren zeigt diese Studie, dass eine frühe enge Einbindung der Eltern nicht nur sicher ist, sondern auch einen positiven Einfluss auf alle Familienmitglieder hat.
Referenz:
O Brien K et al. Effectiveness of Family Integrated Care in neonatal intensive care units on infant and parent outcomes: a multicentre, multinational, cluster-randomised controlled trial. The Lancet Child & Adolescent Health 2018, 2 (4): 245-254.