Über die Ursachen einer BPD wird nach wie vor diskutiert. Neben Schädigungen durch die Beatmung selbst und die Toxizität des Sauerstoffs gelten auch charakteristische Entzündungsprozesse und die funktionelle und strukturelle Unreife der Lunge als Auslöser. Welche Bedeutung genetische Veränderungen haben, konnte nun erstmals von Wissenschaftlern des Helmholtz Zentrums in München, Comprehensive Pneumology Center und Institut für Lungenbiologie (ILBD), gezeigt werden.
Im Rahmen einer Studie mit insgesamt 1.061 Frühgeborenen (32. SSW oder weniger), davon 492 mit einer BPD Grad 2 oder 3, wurden mögliche genetische Veränderungen als Ursache einer BPD untersucht. Aus Nabelschnurblut wurde der Genotyp des Wachstumsfaktor-Rezeptors PDGFRα (Platelet Derived Growth Factor Receptor α) bestimmt. In 117 Fällen konnten genetische Polymorphismen (14 SNPs) des PDGFRα festgestellt werden. Bereits eine einzige genetische Veränderung führte zu einer geringeren Produktion von PDGFRα verbunden mit funktionellen Folgen für die Alveolarzellen. Ferner konnte bei maschinell beatmeten Kindern in Fibroblasten eine reduzierte PDGFRα-Expression aufgezeigt werden.
Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass auch das Signalmolekül TGFβ (Transforming Growth Factor β) zur BPD-Entstehung beiträgt. Vermutet wird seitens der Wissenschaftler, dass durch die mechanische Verletzung der Lunge bei maschineller Beatmung dieser Entzündungsbotenstoff TGFβ besonders oft ausgeschüttet wird und damit wirksam die PDGFRα-Produktion drosselt.
Somit scheint, so das Fazit der Autoren, eine Kombination aus maschineller Beatmung plus reduzierter PDGFRα-Produktion das Risiko für eine BPD zu erhöhen.
Referenz:
Oak P et al. Attenuated PDGF signaling drives alveolar and microvascular defects in neonatal chronic lung disease. EMBO Mol Med 2017, 9: 1504-1520.