Frühgeborene Babys profitieren auch noch Jahrzehnte später von intensivem Körperkontakt mit ihren Eltern. Das hat die Langzeit-Auswertung einer randomisierten kontrollierten Studie zur Känguruh-Methode ergeben. Die Frühgeborenen wurden dabei von ihren Müttern viel auf nackter Haut getragen, gewärmt und gestillt.
Frühgeborene, die einen engen Hautkontakt erfahren hatten (Känguruh-Methode), waren weniger aggressiv, impulsiv und hyperaktiv im Vergleich zu Babys in der Vergleichsgruppe, die ihre ersten Lebenswochen im Brutkasten verbrachten. Zudem war ihre Sterberate niedriger als in der Kontrollgruppe: 3,5% vs. 7,7% (p=0,05). Auch wenn sich der mittlere Intelligenzquotient in den beiden Gruppen nicht signifikant unterschied, zeigten sich jedoch Hinweise auf geringfügig bessere Werte in der neurologischen Untersuchung im Alter von 6 Monaten. Bildgebende Maßnahmen zeigten bei Kindern aus dem Känguruh-Programm ein größeres Volumen des linken Nucleus caudatus, einer für die Feinmotorik und das Lernen wichtigen Hirnregion. Die Kinder aus der Känguruh-Gruppe fehlten weniger im Unterricht und hatten später als Arbeitnehmer ein höheres Durchschnittseinkommen. Das Programm wirkte sich auch insgesamt auf die Familien positiv aus. Ihr Zusammenhalt war besser und ihr Umgang liebevoller. Zudem zeigte sich, dass Paare häufiger zusammengeblieben waren, wenn sich auch der Vater am „Känguruhen“ beteiligt hatte.
Quellen:
N. Charpak et al. Twenty-year Follow-up of Kangaroo Mother Care Versus Traditional Care. Pediatrics 2017;139(1):e20162063
Heilberufe / Das Pflegemagazin 2017; 69 (2)